Hybride Lernformen im Trend: Blended Learning - das Beste aus beiden Welten
In Unternehmen tauschten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in virtuellen Konferenzen aus dem Homeoffice aus. Im universitären und schulischen Bereich verlagerte sich die Wissensvermittlung in den virtuellen Raum. Akademien hielten ihre Präsenztrainings in Form von Webinaren ab. Die Vorteile von digitalen Lernangeboten haben viele schnell zu schätzen gelernt. Aber mindestens genauso schnell haben nicht nur die Studierenden ihren Campus vermisst. Denn der persönliche Kontakt mit anderen Seminarteilnehmenden, der direkte Austausch im Unternehmen und die vertieften Diskussionen zwischen Lernenden sind zwar auch auf digitalem Wege möglich. Reine Onlineformate ersetzen einen Austausch vor Ort aber oft nur bedingt.
Da überrascht es nicht, dass die neueste Prognose zur zentralen Lernform im MMB-Trendmonitor 2020/2021 einen neuen Spitzenreiter hat. Ganz oben stehen nun Blended Learning Arrangements (100%) und Virtual Classrooms (97%). Auch Online-Coaching wird als wichtiges Lernwerkzeug der Zukunft genannt (85%). In einer jährlichen Befragung von E-Learning-Expertinnen und -Experten zum digitalen Lernen werden aktuelle Langzeittrends ausgewertet und Veränderungen ermittelt. Nachdem Blended Learning im vergangenen Jahr nur auf Platz 3 der künftig wichtigsten E-Learning-Technologien lag, sind sich jetzt alle Expertinnen und Experten einig: Der Mix aus Präsenz- und Onlinelernen wird in Zukunft die zentrale Rolle beim digitalen Lernen spielen (zur Prognose im MMB-Trendmonitor 2020/2021).
Die Vorteile hybrider Lernformen
In Blended Learning Formaten werden die Grundlagen meist mittels Online-Training als Vorbereitung auf den Präsenzworkshop vermittelt. Das Gelernte wird dann im Training vor Ort praktisch eingeübt und reflektiert. Der Vorteil ist, dass sich die Lernenden im Vorfeld des Präsenztrainings entsprechend ihres Wissensstandes zunächst selbstständig mit den Lerninhalten auseinandersetzen. Sie lernen dabei in ihrem eigenen Tempo und wann und wo sie wollen. Auf diese Weise können unterschiedliche Lernniveaus bedient und unterschiedliche Lerntypen angesprochen werden.
Im Präsenztraining verfügen die Lernenden dann in der Regel über denselben Wissensstand. Die Lerngruppe ist entsprechend weniger heterogen, was die Arbeit für den Trainer und die Trainerin im Präsenzworkshop deutlich erleichtert. Hier kann der Fokus dann auf übungsintensiven bzw. verhaltensorientierten Themen liegen und eine einheitliche Wissensbasis vorausgesetzt werden.
Zudem sind Blended Learning Formate aktivierend: Videos und interaktive Inhalte in der Onlinephase werden kombiniert mit analogen Interaktionen zwischen Lernenden und Lehrenden in der Präsenzphase wie Rollenspiele, Mentoring und der persönliche Austausch in Gruppendiskussionen.
Blended Learning Formate bedienen damit sowohl die Wünsche der Lernenden als auch die der Unternehmen in gleichem Maße. Denn für den einzelnen Lernenden sind aus der Erfahrung Präsenzphasen, tutorielle Begleitung, soziale Kontakte und Interaktionen sehr wichtig, vor allem in Bezug auf die Lernmotivation. Trotzdem sind Flexibilität und die individuelle, selbstständige Gestaltung der Lernaktivitäten wichtige Faktoren, um Lernen bestmöglich in den Arbeitsalltag integrieren zu können. Auf Unternehmensseite steht der Bedarf, möglichst viele Angestellte schnell, effektiv, kostensparend und von Ort und Zeit unabhängig zu schulen. Blended Learning Formate vereinen das Beste aus beiden Welten des Präsenz- und Onlinelernens und decken damit den Bedarf beider Seiten bestmöglich ab.
Die Vorteile im Überblick:
- Selbstgesteuertes, individuelles Lernen im eigenen Tempo und zeit- und ortsunabhängig
- Einheitliche Wissensbasis durch die digitale Vorbereitungsphase und damit heterogenere Lerngruppen in der Präsenzphase
- Blended Learning als aktivierendes, interaktives Lernformat
- Hohe Lernmotivation der Lernenden
Doch welche Faktoren sind ausschlaggebend für die Konzeption eines erfolgreichen Blended Learning Arrangements, das den nachhaltigen Lernerfolg der Lernenden sichert?
Hybride Lernformen erfolgreich konzipieren
Die zentrale Entscheidung in der Konzeption eines Blended Learning Formats ist die Frage nach der sinnvollen Abfolge der unterschiedlichen Lernformen. Denn erst mit der richtigen Didaktisierung entsteht der eigentliche Mehrwert von Blended Learning. Zu welchen Inhalten sich ein reines Onlinetraining eignet und wann eine Präsenzschulung effizienter wäre, entscheidet sich anhand der Lernziele. Bei faktenorientierten Lernzielen bieten sich Online-Trainings an. Beispiele dafür sind regulatorische Themen wie Sicherheitsschulungen oder Compliance-Themen. Sind die Lernziele handlungsorientiert, dann ist die Vermittlung von Lerninhalten über Präsenztrainings durchaus sinnvoll. Wenn zum Beispiel ein neuer Prozess im Bereich des Mitarbeitergesprächs eingeführt werden soll, dann wird dieser Prozess in der Regel nicht rein deskriptiv vermittelt, sondern auch praktisch geübt. Hierfür bieten sich zum Beispiel Rollenspiele in Präsenztrainings an.
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass monotone Informationen kaum im Langzeitgedächtnis gespeichert werden. Anders sieht es aus, wenn mehrere Reize im Spiel sind, wenn zum Beispiel über eine Handlung etwas gelernt oder Inhalte audiovisuell dargestellt werden. Deshalb gilt sowohl für die Präsenz- als auch für die Online-Trainings: Wird Wissen im gemeinschaftlichen Austausch mit anderen Teilnehmenden, in Simulationen, interaktiven Aufgaben mit Gamification-Elementen und damit handlungsorientiert und methodisch abwechslungsreich vermittelt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das vermittelte Wissen länger im Gehirn gespeichert wird.
Zudem erfreut sich der Einsatz von modular aufgebauten Lernformaten immer größerer Beliebtheit. Micro Learning ist hier das Stichwort. Als Teil von Blended Learning Arrangements ermöglicht Micro Learning, Lernprozesse flexibel in den Arbeitsalltag der Lernenden zu integrieren.
Außerdem ist entscheidend, dass die Lerninhalte so ausgewählt sind, dass sie für den Lernenden eine hohe Relevanz im Arbeitsalltag haben. Die Transferorientierung ist deshalb das Kernstück von erfolgreichen agilen Lernformaten. Denn die größte Lernmotivation ist es, wenn jeder Lernende für sich selbst eine nachhaltige Entwicklung spürt und der Transfer in die Praxis gelingt.
Neben all diesen Punkten darf aber vor allem eines nicht vergessen werden: Lassen Sie die Lernenden nicht alleine. Jeder lernt anders und braucht daher auch andere Unterstützungsmöglichkeiten. Der Lernbegleitung kommt deshalb eine entscheidende Rolle zu. Zudem ist ein Orientierungsrahmen wichtig. Dazu eigenen sich Lernpfade, die sich beispielsweise in einer Lernplattform abbilden lassen. Lernpfade können dabei von ihrem Aufbau her unterschiedlich gestaltet sein. Das hängt von den Lernzielen und dem entsprechend didaktisch sinnvollen Lernprozess ab. Blended Learning erfordert aber immer eine gute Moderation auch in die virtuelle Lernumgebung hinein, denn die didaktische Verzahnung und Kommunikation zwischen den Onlinephasen und den Präsenzworkshops (Transitionsphase) ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Umsetzung.
Wie eine Lernstrecke konkret aussehen kann, zeigen wir Ihnen anhand des folgenden Beispiels.
Hybride Lernformen gestalten: Ein Beispiel aus der Praxis
Die Herausforderung
Ziel dieses Projektes war es, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für globale Themen im Sportbereich zu qualifizieren. Dazu soll in Kooperation mit einer Universität eine Weiterbildung zu Globalem Lernen im Sport entwickelt und angeboten werden. Für den ersten Teil der Weiterbildung soll ein umfassendes Blended Learning Format entwickelt werden, bestehend aus 63 Lernstunden inklusive Präsenzworkshop, digitaler Selbstlernphase und Online-Abschlussveranstaltung. Zielgruppe sind neben Studierenden auch Engagierte aus Sportvereinen und -verbänden sowie Interessierte aus NGOs und Institutionen.
Projektumsetzung und Lösung
Wir haben bei der Konzeption des Blended Learning Angebots insbesondere darauf geachtet, dass Onlinephasen und Präsenzphasen methodisch und inhaltlich abwechslungsreich gestaltet sind, sich didaktisch sinnvoll aufeinander beziehen und ein integriertes Gesamtkonzept ergeben.
Lernplattform Moodle
Das Herz des Blended Learning Konzeptes bildet ein für die Teilnehmenden individuell gestalteter Lernraum auf der Lernplattform Moodle.
Dieser wurde auch grafisch umgestaltet, um die Nutzerfreundlichkeit der Lernplattform und damit die Motivation der Lernenden zu erhöhen. Lernpfade leiten durch die verschiedenen Lernphasen. Außerdem sind alle Informationen zu dem Präsenzworkshop im Lernraum zu finden. Im Nachgang des Präsenzworkshops werden alle Unterlagen (Fotoprotokoll, Übungen, Links, Referenten-Präsentationen) über die Lernplattform bereitgestellt..
Diese bietet außerdem verschiedene Kollaborationsmöglichkeiten (Forum, Lerngruppen usw.), damit sich die Teilnehmenden austauschen und in der digitalen Selbstlernphase Aufgabenstellungen gemeinsam bearbeiten können.
Digitale Vorbereitungsphase
Im Vorfeld des Workshops (2 Wochen vorher) machen sich die Teilnehmenden mithilfe von Filmen, Schaubildern und Grundlagentexten mit den Themen vertraut (Verarbeitung der Grundlagenliteratur). Aufgabenstellungen strukturieren den Lernprozess und leiten motivierend in das Thema des folgenden Präsenzworkshops ein bzw. bereiten diesen transparent vor (Transitionsphase). Ziel ist es, einen gemeinsamen Wissensstand der Lernenden für die Präsenzphase zu erreichen.
Präsenzworkshop
Im Präsenzworkshop werden an drei Tagen die in der Onlinephase vorbereiteten Inhalte interaktiv reflektiert, gemeinsam diskutiert, Kompetenzen in Rollenspielen geschult und offene Fragen geklärt. Durch eine gemeinsame, konstruktive Auseinandersetzung erarbeiten sich die Lernenden ein tieferes Verständnis des Gegenstandes.
Entscheidend beim Workshopdesign sind methodisch abwechslungsreiche Interaktionsformate, wobei jeder Workshoptag durch eine Großmethode gekennzeichnet war (Filmanalyse, Design Thinking, BreakOut). Zusätzlich kommen zu jedem Thema Stimmen aus der Praxis zu Wort. Externe Referierende (online zugeschaltet) berichten von ihren Erfahrungen und stellen innovative Konzepte vor, wie mehr Nachhaltigkeit im Sportbereich verankert werden kann (Best Practices).
Eine ansprechend gestaltete PowerPoint-Präsentation dient an den drei Workshoptagen als roter Faden. Grafisch gestaltete Workshopmaterialien unterstützen die Teilnehmenden bei den Übungen. Ausgearbeitete Karteikarten mit methodischen und inhaltlichen Hinweisen helfen der Workshopleitung bei der Vorbereitung und Durchführung des Workshops. Die sich anschließende digitale Selbstlernphase wird wiederum transparent vorbereitet (Transitionsphase): Die Teilnehmenden bilden Lerngruppen und wählen aus den Themen der drei Workshoptage einen Themenschwerpunkt aus, mit dem sie sich in der digitalen Selbstlernphase weiter auseinandersetzen wollen (in diesem Fall v.a. mit Praxisbeispielen).
Digitale Selbstlernphase
In dieser aktiven Onlinephasen beschäftigen sich die Teilnehmenden eigenständig mit Thesen und interessanten, weiterführenden Aspekte zu dem Thema (in diesem Fall v.a. der Blick in die Praxis) und nutzen die Kollaborationsmöglichkeiten der Lernplattform zum gemeinsamen Bearbeiten der Aufgabe und zum Austausch mit ihrer Gruppe.
Zu vorgegebenen Aufgabenstellungen recherchieren sie über einen Zeitraum von ca. vier bis sechs Wochen. Außerdem entwerfen die Teilnehmenden im Rahmen der Aufgabenstellung ein digitales Produkt (z. B. Podcast, Videotagebuch, Erklärfilm oder Ähnliches).
Online/Präsenz-Abschlussworkshop
Den Abschluss bildet ein eintägiger Online-Workshop, in dem die Arbeitsergebnisse aus der digitalen Selbstlernphase vorgestellt und diskutiert werden. Dieser ist natürlich auch als Präsenzveranstaltung denkbar. Die Teilnehmende bereiten dazu rund um ihr digitales Produkt und ihre Arbeitsergebnisse eine 10-minütige Präsentation vor. Zudem kommen auch hier wieder Referierende aus der Praxis zu Wort, die weiterführende Impulse zum Thema geben.
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